Andreas Von Poschinger möchte "Mit Ihnen eine Führung durch das Geologen-„Labor“ Flimser Bergsturz machen. Zunächst gibt es eine allgemeine Einführung in das Thema, damit Sie erfahren, was Sie später alles selbst besichtigen und dann hoffentlich auch nachvollziehen können. Da ich davon ausgehe, dass die Leser dieses Buches nicht unbedingt alle Fachleute sind, sind die Texte so gehalten, dass auch oder gerade der Laie bei unserem Laborrundgang nicht durch Fach-Kauderwelsch abgehängt wird".
- Der Flimser Bergsturz
- Andreas Von Poschinger
- 2025
- Softcover
- 24 x 17 cm
- 112 Seiten
Verlagstext
So etwas wie den Flimser Bergsturz in der Ostschweiz kann man fast nirgendwo und zudem nirgends so leicht zugänglich besichtigen. Der früh-warmzeitliche Bergsturz ist weltweit einer der größten überhaupt, so dass seine gewaltigen Dimensionen und das Ausmaß der Folgen nur mit einer gut verständlichen Beschreibung erfasst werden können. Nach den über 160 Jahren Bergsturzforschung, an denen der Geologe Dr. Andreas von Poschinger maßgeblich mitgewirkt hat, hat der Bergsturz inzwischen einige seiner vielen Geheimnisse preisgegeben. Die fachliche Rekonstruktion der damaligen katastrophalen Ereignisse soll letztendlich auch dabei helfen die Frage zu beantworten, mit was allem im Bergland grundsätzlich gerechnet werden muss und ob so etwas wieder passieren kann.
Im Band 46 der bekannten Reihe „Wanderungen in die Erdgeschichte“ stellt der Autor zunächst die damaligen Geschehnisse und die Hintergründe anschaulich und auch für den Laien verständlich dar. Dann werden die Leser und Leserinnen zu Wanderungen zu 30 Besichtigungspunkten im Gelände eingeladen. Sie sollen dort selbst die Abläufe anhand der einleuchtenden Beschreibungen und beeindruckenden Bilder nachvollziehen können. Dabei können Sie ganz nebenbei die bergsturzbedingte faszinierende Landschaft rund um die berühmte Ruinaulta, dem „Swiss Grand Canyon“ genießen.
Vorwort
„Geologie“, ist das nicht dieses staubtrockene Fach, für das sich vorwiegend nur ein paar verschrobene Mineralien- und Fossiliensammler begeistern können? In dem mit Jahrmillionen herumgeworfen wird, die sich ohnehin jeglicher menschlichen Vorstellungskraft entziehen? Und mit Wortungetümen wie Sillimanit-Christobalit-Blastese? Und dann geht es hier um einen Bergsturz, der schon vor einigen tausend Jahren erfolgt ist und dessen Ablagerung vermeintlich leblos im Tal liegt. Wozu das alles?
Ich bin als Geologe, dessen Spezialgebiet immer die Hangbewegungen im Alpenraum waren, in den 1980er Jahren über den Flimser Bergsturz „gestolpert“. Vieles von dem, was über ihn bis dahin geschrieben worden war, konnte ich nach meinen ersten Begehungen einfach nicht glauben. Da damals sonst niemand am Flimser Bergsturz gearbeitet hat – denn angeblich war ja alles geklärt – musste ich selbst für mehr Informationen sorgen. Seither bin ich sehr viel im Gelände unterwegs gewesen und habe in Gesprächen mit den lokalen Fachkollegen viele Hinweise bekommen. Gleichzeitig habe ich mir die vollständige, sehr umfangreiche Literatur zum Flimser Bergsturz seit 1841 zusammengesucht, so dass sich mir die teils recht kontroverse Forschungsgeschichte offenbart hat 1. Die Altvorderen hatten schon Vieles beobachtet und sorgfältig beschrieben, aber sie konnten das nur in den damals aktuellen Kontext stellen. Der stellt sich heute jedoch ganz anders dar. Die neuen Geländebefunde und die Einreihung der alten Literaturaussagen in neue Erkenntnisse haben es ermöglicht, einige der offenen Fragen zu klären. Besonders weitergeholfen hat dabei der Fund von Hölzern in der Rabiusaschlucht, mit deren Hilfe der Bergsturz auf ein nacheiszeitliches Alter datiert werden konnte 2. Aber es warten weiterhin noch viele Fragen auf eine Antwort.
Worin aber liegt die Faszination der Forschungen am Flimser Bergsturz? Da ist zunächst einmal seine gigantische Dimension, für die es weltweit nur wenig Vergleichbares gibt. Der Seymarreh-Bergsturz im Iran ist zwar noch größer, aber ein Zugang ist extrem schwierig. Sicherlich gibt es noch einige andere Mega-Bergstürze, irgendwo in weit abgelegen Tälern der Hochgebirge, kaum zugänglich und bisher unerforscht. Der Flimser hingegen stellt sich wie ein offenes Naturlabor vor der Haustüre dar. Ich möchte deshalb mit Ihnen eine Führung durch unser „Labor“ machen. Zunächst gibt es eine allgemeine Einführung in das Thema, damit Sie erfahren, was Sie später alles selbst besichtigen und dann hoffentlich auch nachvollziehen können. Da ich davon ausgehe, dass die Leser dieses Buches nicht unbedingt alle Fachleute sind, sind die Texte so gehalten, dass auch oder gerade der Laie bei unserem Laborrundgang nicht durch Fach-Kauderwelsch abgehängt wird.